Management-Info - Archiv
Korruption - Auswirkung und Konsequenzen
Korruption nimmt im Umfeld betrieblicher Kriminalitätsformen eine Sonderstellung ein und ist in der täglichen Berichterstattung kaum mehr wegzudenken. Man versteht darunter den Missbrauch anvertrauter (Entscheidungs-)macht im Rahmen eines zweiseitigen Austauschverhältnisses im öffentlichen oder privaten Bereich. Aufgrund der meist sehr hohen Summen der Bestechungsgelder, welche Schätzungen zufolge zwischen fünf und zehn Prozent des Auftragsvolumens betragen, erfolgen die Transaktionen überwiegend auf Anweisung des oberen Managements, deren Entscheidungsbefugnisse und Kompetenzen ausreichend sind. Schätzungen der Weltbank zufolge werden weltweit mehr als eine Billion US-Dollar an Bestechungsgeldern aufgewandt. Angefangen beim „Anfüttern“ und der Vergabe von Geschenken, bis hin zu Nebenzahlungen in Millionenhöhe bei öffentlichen Ausschreibungen oder Unternehmenskäufen.
Korruption fügt Wirtschaft und Gesellschaft - ohne Beachtung von Staatsgrenzen - erheblichen Schaden zu und hemmt die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in zahlreichen Ländern. Die Auswirkungen sind weitreichend und doch schwer zu quantifizieren und nachzuweisen. Durch Aushebelung des Marktmechanismus und Ausschaltung des Leistungswettbewerbs, führt Korruption zu höheren Kosten, niedrigeren Outputs, geringerer Qualität und somit zur Absorption liquider Mittel.
Eine fehlerhafte Ressourcenallokation, einhergehend mit mangelndem Wettbewerb und schwindender Transparenz impliziert, dass Produktionsfaktoren nicht mehr getreu dem marktwirtschaftlichen Grundgedanken in jene Gebiete gelenkt werden, in denen sie die höchsten Gewinne generieren und damit die soziale Wohlfahrt maximieren, sondern durch korrupte Handlungen mit illegalen Mitteln in weniger effiziente Bereiche fehlgeleitet werden. Durch die Bezahlung von Bestechungsgeldern werden öffentliche Aufträge nicht an den günstigsten Anbieter vergeben, sondern an denjenigen, der das höchste Bestechungsgeld bietet. Diese sogenannten Rent-Seeking-Aktivitäten öffentlicher Akteure werden zu Lasten des Staatsbudgets (und damit des Steuerzahlers) durchgeführt und haben aufgrund überhöhter Projektkosten Defizite im Staatshaushalt und eine Deformierung der Relativpreise zur Folge. Gerade in politisch instabilen Ländern sind die wirtschaftlichen Folgen von Korruption enorm, da die ohnehin schon geringen Steuereinnahmen und Kredite der Weltbank, welche zur privaten Bereicherung missbraucht werden, in der Folge bei Investitionen in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur fehlen und damit die Armut noch verschärfen.
Aufgrund politischer und rechtsstaatlicher Unsicherheiten meiden Investoren langfristige Investitionen in Risikogebiete und transferieren ihr Kapital in Länder mit geringerer Korruptionsquote, was in einem Rückgang ausländischer Direktinvestitionen resultiert. Es ist empirisch ein negativer Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Korruption in einem Land und dessen wirtschaftlichem Wachstum zu konstatieren. So wird in einer Studie von Paolo Mauro mit Hilfe einer Regressionsanalyse gezeigt, dass eine Verbesserung des Korruptionsindex um zwei Indexeinheiten die Investitionsrate um vier Prozent erhöht und somit Wachstum und Beschäftigung ansteigen.
Der Rückgang des Wirtschaftswachstums bei zunehmender Korruption wurde auch von Prof. Friedrich Schneider von der Johannes-Kepler-Universität Linz in einer aktuellen Studie zur Korruptionsbekämpfung bestätigt. Laut der Studie hat ein Anstieg der Korruption um einen Indexpunkt einen Rückgang des Wirtschaftswachstums in OECD-Ländern um 1,25 Prozent zur Folge. Bezogen auf Österreich wäre das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in 2011 – unter Außerachtlassung von Korruptionstatbeständen – um 26 Milliarden € höher ausgefallen. Wie der Korruptions(wahrnehmungs)index (CPI) 2010, welcher seit 1995 von der Transparency International erhoben wird, zeigt, ist Österreich von einer Verbesserung in der Korruptionsbekämpfung weit entfernt: Die Kennzahl ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Indexpunkte auf 7,8 gefallen. Da die Korruption bei fallendem Index zunimmt (Korruptionswahrnehmung geht zurück), ist die Korruption in Österreich folglich angestiegen. Im internationalen Vergleich rangiert Österreich auf Platz 25 von 178 beurteilten Ländern (Vorjahr Platz 16). In Deutschland – wo die Häufigkeit von Korruptionsdelikten ähnlich eingeschätzt wird – werden Korruptionsdelikte jedoch häufiger entdeckt. Eine mögliche Ursache hierfür ist ein schwächer ausgeprägtes Kontroll- und Präventionsumfeld in österreichischen Unternehmen.
Webtipp:
Internetpräsenz der Transparency International (TI-AC): http://www.ti-austria.at/
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